Reformationsgedanken VI

Ich hab’s eigentlich nicht so mit Luther.
Aber je länger ich das Reformationsfest feiere, desto mehr Dinge entdecke ich darin, die ich ziemlich gut finde.

Das Priestertum aller Gläubigen
Die Betonung der Gnade
Die Bibel in Deutsch lesen zu können
Die Frage danach, wie man einen gnädigen Gott bekommt (und jemand, der sich für mich durch diese Frage gekämpft hat, wo wir wieder bei der Gnade wären)
Missstände in der Kirche ansprechen dürfen und von Veränderung in der Kirche zu träumen

Eigentlich ein ziemlich schönes Fest. Doch in diesem Jahr habe ich mich schwergetan, über Luther zu schreiben. Denn gerade seine späten Schriften enthalten auch Antisemitismus. Wie geht man damit um? Ich habe keine Antwort und keine Lösung, aber vielleicht ist es ein Anfang darüber zu sprechen? Und tatsächlich haben sich in diesem Jahr über Instagram viele gute Gespräche über dieses Thema ergeben.

Und dieses Zitat vom Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster fande ich auch hilfreich. „Es ist kein Luthertag, sondern ein Tag zum Reformationsjubiläum. Ein Gedenken in dieser Form unterstütze ich so, wie ich alle kirchlichen Feiertage für wichtig halte.“(Interview für die EKD)

Und ich finde, es zeigt einen letzten reformatorischen Gedanken. Dass wir alle Menschen und fehlbar sind. Und unsere Helden und Vorbilder immer beides sind: Heilige UND Sünder. Was nicht zur Entschuldigung werden darf, aber uns daran erinnert, Menschen nicht zu etwas zu machen, was sie nicht sind: unfehlbar.

Und das wir alle auf das angewiesen sind, was wir an diesem Tag feiern: die Gnade, die wir so dringend brauchen.

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