Reformationsgedanken IV

Letzten Sommer hat mein Schwiegervater mir eine ganz besondere Bibel gezeigt. Eine Frau hatte sie selbst von Hand abgeschrieben hatte, weil in ihrem Ort Deutsche Bibeln so selten waren. Ein Buch aus zusammengeheftet Schulheften, in dem so viel Zeit und Herzblut steckte.

Im Laufe der Reformation während seiner Zeit auf der Wartburg begann Luther, zunächst das Neue und dann das Alte Testament ins Deutsche zu übersetzen. Bis dahin gab es nur eine lateinische Übersetzung (und sehr vereinzelte, schwer verständliche deutsche Übersetzungen), die das einfache Volk weder lesen noch verstehen konnte.

Luthers Ziel war es „Dem Volk aufs Maul zu schauen“ d.h. die Bibel in die einfache Alltagssprache der Menschen zu übersetzten.

Die handschriftlich abgeschriebene Bibel hat mich daran erinnert, was für ein Schatz da in meinem Bücherregal schlummert.

Was für ein großes Geschenk es ist die Bibel in meiner eigenen Sprache lesen und verstehen zu können. Nicht erst mehrere Jahre Griechisch und Hebräisch lernen zu müssen oder auf jemand angewiesen zu sein, der sie mir übersetzt und auslegt.

Wie viel Freiheit und Mündigkeit steckt da drin! (Dazu nächste Woche noch mehr.)

Wie oft lass ich sie unbeachtet in meinem Regal stehen, oder schlimmer noch, lass sie mir zum schlechten Gewissen werden (weil ich doch eigentlich mehr darin lesen sollte…).

Aber heute, da tauche ich ganz neu ein. In die alten Erzählungen und Jesusgeschichten. Höre von dem, dem ich nachfolge Lese in meiner Sprache Worte die ich nicht immer ganz verstehe und die doch immer wieder mein Herz treffen.

Was für ein unglaublicher Schatz, den ich da in meinen Händen halten darf.

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