Jetzt ist es also doch soweit gekommen. Spätestens seit letzten Sonntag wissen wir, dass Weihnachten dieses Jahr anders wird. Anders als erhofft, anders als erwartet. Ein großer Aufschrei geht durch die Bevölkerung. Wir machen ja viel mit, aber nicht Weihnachten! Woran liegt das? Vielleicht an den großen Erwartungen, mit denen wir diesen Tag gefüttert haben. Vielleicht an dem Jahr, das hinter uns liegt. Wenigstens einen Tag lang alles vergessen und unbeschwert atmen. Einen Tag lang nicht vermissen und verzichten müssen. Vielleicht ist es die Angst vor der Einsamkeit, die besonders an den Feiertagen noch so viel lauter schreit.
Und alles was wir bekommen, sind enttäuschte Erwartungen.
Enttäuschte Erwartungen gerade zu Weihnachten. Doch vielleicht ist das viel passender, als wir denken. Denn Weihnachten ist ein Fest der enttäuschten Erwartungen. Der Messias kommt. Aber nicht als großer König, nicht als gesetzlicher Lehrer oder militärischer Befreier, wie es erwartet wurde. Er kommt auch nicht in einem großen Palast zu Welt. Nein, er kommt klein und hilflos. Seine Geburt, sein Leben, sein Tod- die Krippe und das Kreuz- alles enttäuschte Erwartungen. Wir dachten, du wärst der Retter!
Und wie gut, dass Gott ent-täuscht. Dass er Täuschungen, denen wir aufgesessen sind, aufdeckt und Erwartungen nicht erfüllt. Was wäre passiert, wenn Gott nicht enttäuscht hätte? Wenn er so handeln, denken und lieben würde, wie wir es erwarten? Wenn er als Herrscher und nicht als Retter gekommen wäre?
Ja, Gott ist ein Gott, der ent-täuscht. Gerade an Weihnachten. Enttäuschungen tun weh und manchmal stellen sie unsere ganze Welt auf den Kopf. Und sie bringen eine ganze Flut an Gefühlen mit: Wut, Sorgen, Einsamkeit, das Gefühl betrogen worden zu sein und so viel mehr. Dann dürfen wir weinen, schreien und wütend sein. Auch dieses Jahr. Besonders dieses Jahr!
Aber die Frage ist, was wir dann machen. Holen wir uns unsere Täuschung zurück, halten unnachgiebig an ihr fest und drücken unsere Vorstellung von Weihnachten um jeden Preis durch?
Oder lassen wir los (auch mit blutendem oder wütendem Herzen) und warten. Und weißt du was? Die Ent-Täuschung geht ganz oft dem Wunder voraus. Wenn Gott enttäuscht, dann tut er das, um uns zu retten und nahe zu sein.
Und deshalb sind Ent-Täuschungen manchmal das Beste was uns passieren kann.