„Wie lange noch?“

„Wie lange noch? Wie lange noch, bis wir da sind? Wie lange noch, bis meine Freundin endlich kommt? Wie lange noch, bis wir wieder ins Schwimmbad können? Wie lange noch bis Weihnachten?“

Das sind Fragen, die mich fast um den Verstand bringen können. Besonders wenn sie im 2-Minuten-Takt gestellt werden und man weiß, dass es noch ein sehr langer Vormittag wird….

Aber wusstest du, dass diese Frage der Grund ist, warum wir einen Adventskranz haben?

Den Adventskranz gibt es nämlich noch gar nicht so lange. Und Grund für seine „Erfindung“ war tatsächlich die Frage: „Wie lange dauert es noch, bis Weihnachten?“

Die kleine Geschichte des Adventskranzes

Vor etwas mehr als 150 Jahren lebte in Hamburg ein evangelischer Pfarrer mit Namen Johann Hinrich Wichern. Die Not der vielen Straßenkinder seiner Zeit ließ ihm keine Ruhe und so gründete er ein Waisenhaus: das Rauhe Haus. Die Kinder bekamen Essen, ein Dach über dem Kopf und konnten eine Ausbildung machen. Wichern wollte den Kinder eine Ersatz-Familie ermöglichen, deshalb lebten sie in kleinen Gruppen mit einem Betreuer und einer Hausmutter zusammen.

Abends erzählte Wichern oft biblische Geschichten, sang und betete mit den Kindern. Je näher das Weihnachtsfest rückte, desto ungeduldiger wurden die Kinder. Immer wieder fragten sie: „Wie viele Male müssen wir noch schlafen? Wann ist endlich Weihnachten? “

Daraufhin nahm Wichern ein Wagenrad und befestigte so viele Kerzen darauf, wie es Tage vom ersten Advent bis zum Heiligen Abend waren – je nachdem, auf welchen Tag der erste Advent fiel, waren das zwischen 22 und 28 Tagen.

Jeden Tag im Advent durfte eines der Kinder eine Kerze anzünden – eine kleine rote  für die Werktage, eine dicke weiße für die Advents-Sonntage. Dadurch wussten die Kinder, wie viele Tage es noch bis Weihnachten dauerte und jeden Abend wurde es ein wenig heller und wärmer im Raum. Bis an Heiligabend dann alle Kerzen brannten und der Raum in hellem Licht strahlte.

Und ist es nicht erstaunlich? Wenn draußen die Tage immer dunkler und dunkler werden, wird es eigentlich zunehmend heller, weil wir dem Tag näher kommen, an dem Jesus, das Licht, mitten in diese Welt kommt.

Vielleicht liebe ich den Adventskranz deshalb so sehr, weil ich die Geschichte dahinter so mag. Oder vielleicht weil er an einem Ort erfunden wurde, wo sich Jesus sicher sehr wohl gefühlt hätte – zwischen all den Waisenkindern mit ihrer notvollen Vergangenheit. Es kann auch daran liegen, dass ich Wichern so bewundere, der die  Not und das Leid nicht nur gesehen hat, sondern ihnen begegnet ist. Mit so viel Kreativität! Oder weil ich Orte mag, wo Menschen Heimat finden.

Ein bisschen träume ich ja immer noch von einem „echten“ Adventskranz – ein Wagenrad mitten in unserem Wohnzimmer oder in unserem Gottesdienst.

Aber bis dahin, fange ich an die Tage zu zählen und nerve ein bisschen meine Kinder mit der Frage: „Wie oft noch schlafen, bis es endlich Weihnachten ist?“

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