Ich bin wieder da. Nach einer ungeplanten Pause, weil das Leben so voll und herausfordernd war. Und in der ich gemerkt habe, wie sehr mir diese kleine Blogecke hier fehlt. Zum Gedanken sortieren und Geschichten teilen und Jesus mittendrin entdecken. Und auch wenn nochmal ein voller Herbst auf mich wartet, wird es hier (jedenfalls ab und zu) wieder ein Lebenszeichen geben. Und wie das so nach einer längeren Pause ist, weiß man garnicht, wie man wieder starten soll. Deshalb schicke ich euch ganz liebe Sommergrüße aus unserem Urlaub in den Niederlanden.
Und wenn es dir ähnlich geht wie mir, dann fluten gerade auch Hunderte von Bildern dein Handy. Von Traumstränden und kleinen Städtchen, glücklichen, sonnengebräunten Menschen, die den ganzen Tag nichts anderes zu machen scheinen, als Eis zu essen, im Meer zu baden und es sich gut gehen zu lassen. Kinder, die scheinbar stundenlang im Sand spielen und die Eltern ein Buch lesen lassen.
Und obwohl ich natürlich weiß, dass wir nur die schönen Momente teilen und das alles nur Ausschnitte sind, falle ich doch immer wieder auf die Bilder hinein. Die in meinem Handy und meinem Kopf. Die von dem Traumurlaub, aber auch den Traumkindern, dem Traumpartner, dem Traumleben. Warum liegen wir in Regenjacke am Strand, wo doch andere gerade jetzt den Sommer ihres Lebens haben?
Und obwohl ich ganz genau weiß, dass das, was mir angezeigt wird, nur kleine Ausschnitte des Lebens von einem kleinen Ausschnitt der Menschen, die ich kenne ist, fühlt es sich manchmal an, als wäre grade JEDER im Urlaub oder mindestens täglich auf einem fantastischen Ausflug. Weil die anderen 80% die gerade im Büro ohne Klimaanlage schwitzen, nämlich keine Bilder davon teilen. Und obwohl ich das alles weiß, überkommt mich doch auch oft das Gefühl, irgendwas falsch zu machen oder zu verpassen. Warum bade ich gerade nicht bei Sonnenschein im Meer, mache eine Tour im Wohnwagen durch Europa oder lerne surfen?
Und dann zwischen all den schönen Urlaubsbildern lese ich auf einmal einen kleinen Kommentar: „Und dann gibt es noch die Dinge, die man auf unseren Bildern nicht sieht: der Streit mit dem Ehepartner, die Nörgelei, die ewiglangen Autofahrten.“ Und ich atme aus. Bei den anderen ist auch alles ganz normal (Danke Christina!). Wie gut tun Menschen, die uns auch die anderen (unfotografierten) Bilder zeigen. Im Urlaub und auch im Alltag. Die ihre schönen Momente mit uns teilen und auch die anderen. Die uns die Geschichten hinter ihren Bildern erzählen und uns daran erinnern, dass das Leben meistens ein Nebeneinander von Schönem und Anstrengenden ist. Und dass man nicht ans Meer kommt, ohne vorher ein paar Stunden verschwitzt im Auto zu sitzen.
Und weil ich die schönen Bilder mit euch geteilt habe, hier noch ein paar, die ich nicht fotografiert habe:
Das Mobile Home, das ich erst mal geputzt habe, bevor ich es eingeräumt habe.
Daniel und ich, die krank geworden sind (Warum gerade jetzt?)
Das schlechte Wetter (entweder Regen oder Sturm).
Mein Ausraster in der Mitte des Urlaubs („Ich will nach Hause“).
Die Anstrengung des letzten Jahres, die mir noch in den Knochen sitzt.
Das Gefühl, diesen Urlaub fast nichts erlebt zu haben. (Letztes Jahr haben wir doch so viel gemacht!)
Der übervolle September, der auf mich wartet – werden wir das alles hinbekommen?
Und trotzdem war auch ganz viel gut.
Muscheln sammeln.
Am Strand spazieren gehen.
Fast jeden Tag Schwimmbad (mit toller Rutsche).
Kinder, die wenig gestritten haben.
Am Meer sitzen.
Einmal im Meer baden.
Ein Sturmabendteuer überleben und danach heiße Schokolade trinken.
Im warmen und trockenen sitzen, wenn es regnet und stürmt.
Und dann ganz am Ende des Urlaubs, als ich die dreckige Wäsche inklusive zwei Kilo Sand in unsere Koffer stopfe, fällt mein Blick auf meinen Jungen. Dessen Wunde nach seiner OP einfach nicht verheilen wollte. An all die Arztbesuche, die Glaubensfragen, die Ängste und die Kraft, die irgendwann ausging. Gott, der uns hat warten, aber nicht alleine gelassen hat. Und der dann irgendwann doch ganz plötzlich alles hat heil werden lassen.
Und in diesem Moment denke ich: wie gut es uns doch geht. Ich hab so vieles Schöne in meinem Leben, das ich so oft übersehe und für selbstverständlich nehme. Mich vergleiche mit Bildern oder Vorstellungen, die es doch so garnicht wirklich gibt. Und mich dann schlecht fühle, statt mein Leben zu gestalten. Bonhoeffer hat mal gesagt: „Wer das Bild von Gemeinschaft mehr liebt als die Gemeinschaft selbst, der wird Zerstörer aller Gemeinschaft, und ob er es persönlich noch so ehrlich und aufrichtig meint.“ Und vielleicht gilt das auch für das Leben und den Sommer. Dass wir in der Gefahr stehen das Bild von etwas mehr zulieben als das, was es tatsächlich ist.
Und in diesem Sinne: Ich schicke euch liebe Sommergrüße. Mit Regenjacke am Strand und mittlerweile wieder schwitzend bei der Arbeit und am Schreibtisch! Ich hoffe ihr hattet einen schönen Sommer.
Das sind gute Gedanken Frau Gorges,
das Bild das man von etwas hat und die Sache selbst sind in der Tat oft 2 Paar Stiefel! Danke für das zutreffende Bonhoeffer-Zitat. Ich kannte es noch nicht, obwohl ich viel über und von Bonhoeffer gelesen habe.
Ich wünsche Ihnen wieder „Gutes Ankommen“ im Alltag! Vielleicht tröstet Sie das ein wenig über den verregneten Urlaub: Ich war schon etliche Jahre gar nicht mehr im Urlaub. Oder wenn, dann höchstens 2- 3 Tage. Also Tapetenwechsel ist doch auch schon was;-)