Ein ehrlicher Adventstext

Diesen Advent ist es bei uns so ganz und gar nicht adventlich. Der Adventskranz steht noch im Keller, geschmückt ist nur mit einer einzigen Lichterketter, keiner hat Lust unseren (K)einnachtsbaum aufzubauen und das Guzle backen ging völlig in die Hose. Teig 1 war der Fehlversuch gesunde Kekse ohne Zucker zu backen und nach 5 min stand ich alleine am Vanillekipferl formen während die Kinder lieber gelernt und das Zimmer aufgeräumt haben, als mit zu backen. Teig 2 haben wir so lange im Kühlschrank vergessen, dass wir ihn entsorgen mussten. Vielleicht kaufen wir dieses Jahr nur Lebkuchen.

An Nikolaus habe ich die Geschenke und Bücherkiste vergessen und der Adventskalender wird alle drei Tage panisch befüllt, weil ich auch das vergessen habe zu regeln. Statt stille Momente gibt es mal wieder Schreibtischstunden. Ich habe noch einige Leistungsnachweise abzugeben und mein Buch kam am Nikolaustag zurück vom Lektorat und macht mir ein schlechtes Gewissen, weil ich es nach hinten schiebe. Am liebsten mag ich mir einfach eine Decke über den Kopf ziehen und die Adventszeit hinter mich bringen, bis wir an Weihnachten endlich ein paar Tage frei haben.

Im Moment bin ich nicht adventlich besinnlich, sondern einfach nur genervt. Und dann erinnere ich mich. An einen Text, den ich geschrieben habe und der auch mir gilt- dieses Jahr ganz besonders.

Ich muss es mir nicht adventlich machen. Advent kommt zu mir. Denn Gott ist nicht in unsere festlich geschmückte Familienidylle gekommen, sondern in die Not dieser Welt.  Und dieses Jahr da kommt er in meine Erschöpfung, meine Sorgen und Überforderung. Genauso wie er vielleicht in deine Einsamkeit oder Traurigkeit kommt. Und vielleicht ist mein Adventsgebet dieses Jahr kein feierlich gesungener Advents-Choral, sondern ein: „Jesus wie soll ich das alles hinbekommen?“ Keine Adventsmeditation bei Kerzenlicht, sondern ein paar sorgenvoll verdrückte Tränen. Aber ist es nicht genau das worum es an Advent geht? Mein Herz und mein Leben so wie es gerade ist (und nicht wie es sein sollte oder ich es gerne hätte) ganz weit aufzumachen, für den der zu uns kommt.

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