Sommer-Fomo

Eigentlich wollte ich noch ein bisschen etwas über Pfingsten schreiben. Mach ich wahrscheinlich auch noch. Aber davor müssen wir unbedingt über Sommer Fomo reden. Fomo (Fear of missing out) ist die Angst etwas zu verpassen und ich finde die schlägt ganz besonders im Sommer zu.

Spätestens seit den Pfingstferien quillt mein Handy über von tollen Sommerbildern.  Fotos von Bilderbuch-Urlauben, Tage im Garten, Ausflüge, Wasserschlachten und Melone zum Abendessen. Und mit den Bildern kommt die Panik. Die Panik etwas zu verpassen. Die Panik nicht genug aus diesem Sommer zu machen und es nicht zu schaffen das allerletzte bisschen Freude aus dem Sommer herauszuquetschen bzw. reinzustopfen.

Das Skurrile daran ist, dass mich sogar die Bilder panisch machen auf die ich überhaut keine Lust habe. Ich mag weder Melonen noch Freibadbesuche und will auch nicht abends auf dem Balkon sitzen bis es dunkel wird oder als Familie zelten gehen. Und natürlich weiß ich auch, dass wir nur die schönen Momente festhalten. Keiner teilt ein Foto von dem Streit im stickigen Auto oder das Packen vor dem Urlaub / dem Ausflug / dem Freibadbesuch (warum muss man im Sommer so viel packen???) oder den Tag an dem man bei schönstem Wetter den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher saß.

Und vielleicht ist das auch das Problem. Dass sich bei allen anderen scheinbar ein Highlight an das andere reiht, jeder „den Sommer seines Lebens“ hat und man selbst im ganz normalen Alltag feststeckt. Und dass Freizeitstress eben auch Stress ist und es einen „Ich sollte aber unbedingt noch“- Druck aufbaut auch wenn es sich um eigentlich schöne Dinge handelt. Besonders wenn das ganz normale Leben mit all seinen Verpflichtungen weiter läuft und man zusätzlich völlig entspannt noch jede Menge Spaß haben sollte.

Später stolpere ich bei Instagram, dann aber doch noch über ein Wort, das mir ganz viel Mut und Freude macht. „Vor-der-Haustüre-Sommer“. „Vor-der-Haustüre-Sommer“ klingt nach viel Zeit zum Genießen. Weniger nach hinterherjagen und viel mehr mit dem Körbchen durch den Tag schlendern und das einpacken was man findet oder eben auch nicht.

Und nachdem ich letztes Jahr eine kleine Liste mit all den Dingen geschrieben habe, die ich nicht getan habe, deshalb hier ein paar Dinge, die ich in diesem Jahr in meinem “Vor-der-Haustüre-Sommer“ machen will:

Die Füße ins Wasser halten
Barfuß laufen
Snickerseis essen
Mit dem Fahrrad fahren
Picknicken
In den Garten gehen (ohne Kinder, die finden Garten nämlich blöd)
Eiskaltes Radler trinken
Im Sandkasten sitzen
Wildblumensträuße pflücken
Ab und zu am Lagerfeuer sitzen
Wäsche auf dem Balkon aufhängen
Mit den Jungs Tischtennis spielen
sonnenwarme Himbeeren und Erdbeeren aus dem Garten naschen

Und weil ich das meiste diese Woche schon gemacht habe, glaube ich das das ein ganz fantastischer Sommer wird.

Und vielleicht überrascht mich der Sommer mit kleinen oder großen Abenteuern. Mit Sommerfesten und Spontanurlauben, Grillabenden, Zeit am See, Sommerabenden auf der Terasse und „bis in die Nacht“ Gesprächen. Das wäre schön.

Fast so schön wie mein “Vor-der-Haustüre-Alltags-Sommer“.

2 Gedanken zu: Sommer-Fomo

  1. „Vor-der-Haustüre-Sommer“ klingt nach viel Zeit zum Genießen. Weniger nach hinterherjagen und viel mehr mit dem Körbchen durch den Tag schlendern und das einpacken was man findet oder eben auch nicht.

    Das ist eine so schöne Beschreibung! Ja, einfach mit dem Körbchen durch den Tag schlendern und sich an dem Guten freuen, das mir begegnet. Kann ich mir besonders im Sommer gut vorstellen. Danke für diese Gedanken!

  2. Danke für diesen Artikel, liebe Anne, denn irgendwie packt mich diese Sommer Fomo auch jedes Jahr, irgendwie hab ich immer Angst dass er zu schnell vorbei geht. Und dagegen hilft mir eigentlich auch nur, jetzt und hier die vielen kleinen Sommerfreuden genießen 🙂

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