Auferstehungswunden

Es ist kurz nach Ostern. Irgendwo zwischen Hoffen und Bangen kommt es zu einer unglaublich schönen Begegnung. Jesus steht vor seinem Freund Thomas, der aus irgendeinem Grund das Wiedersehen kurz nach dessen Auferstehung verpasst hat. Und während alle um ihn herum völlig aus dem Häuschen sind, ist Thomas sich nicht sicher. Er zweifelt. Bis zu dem Moment, als Jesus ihm seine Hände zeigt. Raue, narbige Hände, mit Wundmalen die von seiner Kreuzigung.

Narben am Auferstehungskörper?

Eigentlich hätte ich mir immer vorgestellt, dass wir nach dem Tod einen neuen Körper bekommen – generalüberholt mit Traummaßen und ohne Makel. Aber nach dieser Thomas Begegnung frage ich mich, ob ich mich vielleicht geirrt habe. Vielleicht kommen wir auch mitsamt unseren Narben im Himmel an. Einem Körper der gezeichnet ist und der unsere Geschichte erzählt. Vielleicht behalte ich meine Schwangerschaftsstreifen, die mich erinnern, dass ich Teil davon sein durfte drei kleinen Menschlein das Leben zu schenken. Oder die Falten um meine Augen, die man nur sieht wenn ich lache. Und dann sind da noch all die Narben die man nicht sieht. Die, die sich um mein Herz herum gebildet haben. Die von Verletzungen erzählen, aber auch vom heil werden, sich zeigen und verwundbar machen.

An einer Stelle sagt Gott : ich habe dich in meine Hände gezeichnet. (Jesaja 49,16). Und vielleicht hat er das tatsächlich getan. In den Kreuzigungsnarben.


Narben die ein Geschichten erzählen. Vom Lieben und geliebt werden.

2 Gedanken zu: Auferstehungswunden

  1. Was für ein schöner Gedanke! „Narben an unserem Körper, die eine Geschichte erzählen, vom Lieben und geliebt werden.“ . Da will ich noch weiter drüber nachdenken… Danke liebe Anne!

  2. Sehr interessanter Gedanke.
    Ich habe mich auch schonmal gefragt, ob die Emmaus-Jünger Jesus vielleicht wegen seiner Kreizigungsnarben beim Brotbrechen plötzlich erkannt haben. Das hieße, seine Worte, die er gesprochen hat passten plötzlich buchstäblich zu seiner Liebestat, die man an seinen Narben erkennen konnte…

    Sei lieb gegrüßt
    Inge

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