Kinder und das Kreuz

Vor kurzem kam mein Vierjähriger etwas verstört aus dem Kindergarten. Dort hatten sie von einem Mann gehört, der nach stundenlanger Folter, Verstümmelung und Erniedrigung auf einem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde. Dabei wurden den Kindern Bilder von abgetrennten Gliedmaßen und der Hinrichtung selbst gezeigt.

Zugegeben, genau so ist das natürlich nicht passiert. Aber während wir unseren Kindern niemals erlauben würden solche Gewaltszenen anzuschauen, sind wir doch relativ unbedarft, wenn es um Bilder und Geschichten der Kreuzigung Jesu geht.

Während ich all die anderen kirchlichen Feste sehr liebe, ist Karfreitag der Tag, der mir wirklich schwer fällt mit den Kindern zusammen zu feiern. Denn einerseits sind das Kreuz und Karfreitag Grundlage meines Glaubens, gleichzeitig aber alles andere als kindgerecht.

Kinder und das Kreuz?

Manchmal vergessen wir, was das Kreuz ursprünglich ist: ein brutalter, gewaltsamer Foltertod. Und wenn man so richtig Pech hat, kommt auch noch ein bisschen religiöser Druck dazu. Der erzählt dann davon, dass wegen meiner kindlichen Sünde, die darin besteht Gummibärchen zu klauen und mich mit meinen Geschwistern zu streiten Gott seinen Sohn gewaltsam hat sterben lassen. Und ich nehme mich da nicht davon aus. Auch ich habe die Geschichte schon auf ähnliche Art und Weise erzählt. Dahinter steckt überhaupt keine böse Absicht! Unser Anliegen ist es Kindern von der Auferstehung, von Leben, Vergebung und Ostern zu erzählen und an Karfreitag führt kein Weg vorbei. Aber vielleicht haben wir das Ganze etwas verkürzt dargestellt?

Von der eigenen Unfähigkeit das Kreuz zu verstehen

Ich glaube, alles beginnt mit meiner eigenen Unfähigkeit das Kreuz zu verstehen. Was dort passiert ist, fällt mir selbst sehr schwer zu begreifen. Das merke ich daran, dass ich mich hinter auswendig gelernten Erklärungsfloskeln und theologischen Worten verstecke. Dann spreche ich davon, dass „Jesus für meine Sünden gestorben ist“ und „meine Schuld bezahlt hat.“ Aber wenn ich versuche das ohne die Wörter „Schuld“ oder „Sünde“ und in meinen eigenen Worten kindgerecht und einfach zu erklären, dann komm ich ins Stottern und ich weiß einfach nicht mehr was ich sagen soll. Und genau das zeigt mir, dass ich es selbst eben doch nicht richtig verstanden habe.

Die Reihe „Das Kreuz verstehen“ von Martin Benz in seinem Podcast „Movecast“ hilft mir gerade sehr zu verstehen, dass auch die Jünger um Sprache und Deutungsbilder gerungen haben um Karfreitag und das Kreuz erklären zu können.  Auch wenn ich nicht alle theologischen Schlussfolgerungen mit ihm teile, mag ich doch seine Art all die Bilder aufzuzeigen, die die ersten Jünger gebraucht haben um zu erklären, was an Karfreitag passiert ist. Während meine griechisch geprägte Denkweise nach einer klaren, einfachen Definition verlangt, fange ich an mich zu fragen, ob es wirklich so einfach ist.

Denn im Neuen Testament finden sich unterschiedliche (Sprach)Bilder, die sich gegenseitig ergänzen. Bilder wie den Sündenbock, dass Passahlamm, das Sühneopfer, die eiserne Schlange, der Sühnedeckel der Bundeslade- alles Bilder die mir und meiner Lebenswelt sehr fremd sind. Kein Wunder also, dass es uns so schwer fällt das Kreuz in unseren eigenen Worten zu erklären.

Aber gleichzeitig glaube ich, dass Karfreitag größer und bedeutsamer, schöner und gewaltiger ist, als mir bewusst ist und es sich lohnt sich auf die Suche zu machen- nach seiner Bedeutung (fernab von vorgefertigten Antowrten) und einer Art und Weise, wie wir das Kreuz kindgerecht erklären können. Und das will ich unbedingt entdecken.

Gemeinsam auf der Suche

Ich hätte gerne einen Artikel geschrieben, bei dem ich fertige Lösungen präsentieren kann. Die habe ich aber leider nicht. Aber im Moment finde ich es in Ordnung einfach auf der Suche zu sein und viele Fragen zu haben. In den letzten Jahren habe ich etwas sehr Bedeutendes gelernt: es hängt nicht an mir. Ich muss nicht alle Antworten alleine finden. Sehr viele (sehr viel schlauere) Menschen vor und neben mir haben sich schon auf die Suche begeben und tun es immer noch.

Wie letzte Woche, als ich mit meiner Freundin Sarah Sprachnachrichten über dieses Thema ausgetauscht habe. Sarah ist Erzieherin und Gemeindepädagogin und ich bewundere sie sehr für ihre pädagogische Begabung. Wer Tipps zum Erzählen der Karfreitag Geschichte sucht, sollte unbedingt auf ihrem Blog vorbeischauen. Dort gibt sie sehr konkrete und praktische Ideen weiter, wie man die Geschichte erzählen kann und ein paar Dinge, die man (besonders bei jüngeren Kindern) vermeiden sollte.

Und wenn du Gedanken, Artikel oder Bücher zu dem Thema „mit Kindern über Karfreitag reden“ hast, dann schreib mir unbedingt!

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