Der 1. Advent liegt schon wieder hinter uns und wenn es dir ein wenig wie mir geht, wurdest du auch eiskalt davon überrascht- wie eigentlich jedes Jahr. Zeit, sich ein wenig einzustimmen.
Vielleicht hast du ja Lust auf ein kleines Gedankenspiel. Vor ein paar Tagen hatte ich nämlich überlegt, wie der Advent wohl aussähe, wenn er eine Person wäre.
Ohne zu zögern ploppt ein Bild in meinen Kopf auf. Von einer jungen Mama mit Messybun und dem dritten kalten Kaffee in der Hand, die völlig gestresst von einem Termin zum anderen rennt und bis in die Nacht Plätzchen backt, Adventskalender bastelt, Weihnachtsfeiern koordiniert und Geschenke in ihr Onlinewarenkorb legt und die warmen Sachen aus dem Keller kruschtelt. Eine, die alles rechtzeitig fertigkriegen will, weil ja bald Besuch kommt.
Aber eigentlich sieht der Advent ganz anders aus.
Er ist ein junger bärtiger Mann in Ökoklamotten. Der in einem Van lebt, sich vegan ernährt und ein kleines bisschen zu schräg ist, um noch als Hippster durchzugehen. Einer dieser Menschen, die auf den ersten Blick ziemlich seltsam wirken, aber etwas an sich haben, das einen zuhören lässt.
Wie ich darauf komme? Weil ich mir genauso Johannes den Täufer vorstelle. Und der gilt in alten kirchlichen Traditionen als Urgestalt des Advents. Der, der vorausgeht, um das Kommen Jesu anzukündigen.
Und wie wäre es, wenn wir uns einfach zu den Leuten stellen, die damals zu Johannes kamen. Die gefragt haben: Wie sollen wir uns vorbereiten? Auf das Kommen Jesu? Auf Weihnachten?
Lukas 3,10ff.
Johannes: Zeigt durch Taten, dass ihr wirklich zu Gott umkehren wollt!
Da wollten die Leute wissen: »Was sollen wir denn tun?«
11 Johannes antwortete: »Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keins besitzt. Und wer etwas zu essen hat, soll seine Mahlzeit mit den Hungrigen teilen.«
12 Es kamen auch Zolleinnehmer, die sich taufen lassen wollten. Sie fragten: »Lehrer, und wir? Wie sollen wir uns verhalten?« 13 Johannes wies sie an: »Verlangt nur so viel Zollgebühren, wie ihr fordern dürft!«
14 »Und was sollen wir tun?«, erkundigten sich einige Soldaten. »Plündert nicht und erpresst niemand! Seid zufrieden mit eurem Sold«, antwortete ihnen Johannes.
Und wie schön wäre es, wenn es hier noch ein bisschen weiter ginge.
„Und was sollen wir tun?“ fragten ein paar gestresste Mamas und ein paar überarbeitete Papas. „Wie sollen wir uns verhalten?“
Was Johannes dann wohl geantwortet hätte?
Während ich schon wieder alles wörtlich nehmen will, meinen zweiten Mantel hervor krame und Daniel genervt mit den Augen rollt und meint, dass es durchaus legitim ist zwei Mäntel zu besitzen, schau ich mir die Antworten nochmal genauer an.
Er spricht den Zöllnern nicht ihren Lohn ab. Er fordert sie auch nicht auf, sich einen anderen (sozialeren!) Job zu suchen oder all ihr Geld zu spenden und in Armut zu leben. Auch die Soldaten nicht. Sondern dort, wo sie sind, da sollen sie sich mit dem zufrieden werden, was sie haben und was ihnen zusteht. Denn wenn sie ihr „genug“ finden, hören sie auf andere zu bestehlen.
Seit ich ein Video von Joshua Becker geschaut habe, miste ich im Advent auch immer ein bisschen aus. Das ist meine kleine Adventstradition. Den Kindern verkaufe ich es als „Platz für die neuen Spielsachen machen!“ (Was ziemlich gut funktioniert).
Mir hilft es, mein „genug“ zu finden (ok, eigentlich es zu suchen….). Und während unsere Schränke im Advent ein bisschen leerer werden, wird auch meine Wunschliste und manchmal sogar meine To-Do-Liste kürzer. Und während ich in unserem Wohnzimmer Platz schaffe, merke ich, wie auch in meinem Herzen eine kleine Ecke ein bisschen freier wird.
Für Advent. Für den, der kommt.