Ich sitze im Blumenbeet und zupfe ein bisschen im Unkraut herum, als unser Gartennachbar mich anspricht. Wie es uns so geht in der Pandemie, will er wissen und verwickelt mich in einen Corona-Smalltalk. Ich stammle irgendetwas Unzusammenhängendes vor mich hin. Von geschlossenen Kindergärten und dem Glück einen Garten zu haben und weiß hinterher nicht mehr so genau, was ich da erzählt habe. „Was soll man da auch groß sagen?“, denke ich. Was soll man im Moment überhaupt sagen? Ich glaube in den letzten Wochen sind mir die Worte ausgegangen. Irgendwo zwischen Inzidenzahlen, Kindergartenschließungen und Freundevermissen habe ich sie verloren.
An manchen Tagen kratze ich einen kümmerlichen Rest davon zusammen, um Anträge auszufüllen und lang vor mir hergeschobenen Anrufe zu tätigen. Hinterher fühle ich mich, als wäre ich einen Marathon gelaufen und die Worte sind aufgebraucht. Dann sind keine mehr übrig für die Sprachnachricht an die Freundin, die ich schon so lange schicken wollte, den Smalltalk mit Nachbarn, WhatsApp-Antworten oder einen Blogeintrag.
Wo sie wohl hin sind, die Worte? Und ob man sie wiederfinden kann? Ob man sie suchen muss oder sie von alleine zurückkommen? Ob sie sich auch mal ein paar Wochen freigenommen haben, um Kraft zu tanken?
Mir fehlen die Worte. Ich vermisse sie. Ich vermisse das Schreiben und die ehrliche Antwort auf die Frage, wie es mir geht. An manchen Tagen vermisse ich sogar den Smalltalk. Ich vermisse Sprachnachrichten und am meisten vermisse ich Gespräche beim Kaffee trinken und am Lagerfeuer. Vielleicht sind die Worte dorthin verschwunden. Haben es sich im Café gemütlich gemacht und grillen im Garten schon mal Stockbrot, bis wir nachkommen.
Ja, im Moment fehlen mir einfach die Worte. Und das Zusammensein. Vielleicht weil Worte für das Zusammensein gemacht sind.
Liebe Anne! Ach, wIe gut verstehe ich dich… ich schick meine Worte auch schon mal Richtung Lagerfeuer und sag ihnen sie sollen auf den Stockbrotteig aufpassen, bis wir nachkommen. Freu mich schon auf die guten Geschichten die uns, nach dieser Zeit, wieder Wärme und Zuversicht geben. Sei umarmt aus der FErne und hoffentlich bald wieder ganz nah. Mit den guten Worten im Gepäck……
Oh ja, die guten Geschichten, auf die freue ich mich auch schon sehr. Zum Glück ist unsere Bücherei geöffnet, da kann man sich in der Zwischenzeit welche leihen 🙂