Ich suche Jesus… im Abendmahl

Tja, das mit dem Abendmahl, das ist so eine Sache. Lange Zeit habe ich mich damit sehr schwer getan. Vielleicht lag es an der gedrückten Stimmung, vielleicht an der immer wiederkehrenden eindringlichen Aufforderung, seine Sünden doch bitte alle zu bekennen und auf keinen Fall unangemessen das Abendmahl einzunehmen – was auch immer das heißen mag. Später in meiner Arbeit als Gemeindediakonin war da dann immer die Angst, dass da jemand zum Abendmahl kommen könnte, der eigentlich nicht dürfte – was auch immer das heißen mag.
Trockenes Toastbrot und winzig kleine Plastikbecher. Unangenehme gedrückte Stimmung und die Angst es falsch zu machen, wenn der Pfarrer vorne rief: „Kommt es ist alles bereit“. Willkommen zum Abendmahl!

Ach und wie anders muss es bei dem ersten Abendmahl zugegangen sein. Jesus sitzt ein letztes Mal mit seinen Freunden zusammen. Und er sagt: „Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, mit euch das Passahmahl zu feiern,“ (Lk 22,15) Sie trinken, sie essen, sie lachen und haben tiefe gute Gespräche. Da muss ich an die chaotisch lauten Frühstücke vor unseren Gottesdiensten denken oder an die Mädelsabende mit meinen Freundinnen. Während ich das schreibe, muss ich lächeln und mein Herz schmerzt ein bisschen vor Vermissen. Ich verstehe Jesus so gut! Ach was habe ich für eine Sehnsucht danach, mit meinen Freunden um einen Tisch zu sitzen und zu trinken, zu essen, zu lachen und tiefe gute Gespräche zu haben.

Und vielleicht sollten wir da öfter mal innehalten und ein Stück selbstgebackenes, ofenwarmes Brot nehmen, es auseinanderbrechen und Abendmahl feiern. Denn das ist Abendmahl. Zusammen mit Freunden an einem Tisch. Der beste Freund in der Mitte und dann sprechen wir einander zu: „Für dich! Christi Leib gebrochen! Christ Blut vergossen!“ Und wie viel steckt in diesen Worten! Ein Leben reicht nicht aus, um ihre Bedeutung ganz zu entdecken. Manchmal klingen sie nach „ich bin für dich“, manchmal schwingt ein „du bist genug“ mit oder ein „ich sehe dich“. Manchmal höre ich darin ein „ich versorge dich“ und immer klingen sie nach „du darfst kommen, wie du bist“ und „hier ist immer Platz für dich“. Aber vor allem rufen diese Worte mir zu „hier findest du Vergebung“. Denn das ist es doch, was im Abendmahl passiert oder? Ich komme zu Jesus, weil ich bedürftig bin, nicht weil ich alles richtig mache. Das Abendmahl ist der Ort, der Tisch, wo sich die treffen, die Jesus so dringend brauchen.

Manchmal ist sie noch da, diese Angst, „es“ falsch zu machen. Da weiß ich nicht, ob das Abendmahl auch für mich ist. Was mir geholfen hat, dieser Angst zu begegnen, ist die Frage: „Glaubst du, dass du Jesus brauchst?“
Denn ich denke, das ist die eine Frage, auf die es ankommt. Und während es in mir laut „JA!“ schreit, stehe ich auf, gehe nach vorne. Mit leeren Händen, um sie mir füllen zu lassen. Mit schweren Gedanken, um dort Frieden und Vergebung zu finden. Und manchmal auch nur mit meinen kleinen trubeligen Mama-Alltagssorgen und einem Kind auf dem Arm.

„Kommt es ist alles bereit!“. Willkommen zum Abendmahl.

2 Gedanken zu: Ich suche Jesus… im Abendmahl

  1. Liebe Anne, vielen Dank für den schönen u. ehrlichen Beitrag. Ich finde mich darin wieder. Auch meine „Kindheit“ war von dieser „Angst Tradition“ geprägt. Von daher habe ich bis heute Probleme in den traditionellen G.D. mit der „schwarzen Kutte“ das Abendmahl auszuteilen. Ich habe jedesmal einen Horror davor! Es riecht so nach „Religion“ und nicht nach Freude und Erinnerung. Von daher hat mir die Beschäftigung mit dem jüd. Passa viel mehr Weitsicht und Freude gegeben Joh13-17. Motto: Einst waren wir aber nun sind wir.. keine Sklaven mehr! Wieviel „Sklaverei“ gibt es heute immer noch!!

    1. Hallo Harald,
      vielen Dank für die Nachricht! Ich glaube die tut einigen die hier mitlesen (und auch mir) so gut! Man denkt immer, man ist alleine mit diesen Gedanken, aber seit ich den Beitrag geschrieben habe, höre ich von so vielen, dass es ihnen ähnlich geht. Vielleicht ist das in Worte fassen ein wichtiger erster Schritt. Ja wie schön wäre das, im Abendmahl die Vorfreude, das Zusammensein und ganz viel Freiheit und Angenommen sein zu erleben. Sich nicht schuldig zu fühlen, sondern das zu Feiern was wir sind: Geliebte und Befreite! Da will ich hin.

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