Vielleicht kennt ihr sie auch, die großen und kleinen Heldengeschichten. Die, die wir uns während unseren Gottesdiensten erzählen und über die Bücher geschrieben werden. Geschichten, die von widrigen Umständen berichten, einem Gott der eingreift und dem großen Happy End.
Erzählungen von einem großen Gott und großem Glauben.
Ich habe viele dieser Geschichten gehört, aber es gibt diese eine, die ich mir in besonderer Erinnerung geblieben ist.
Ich sitze in einem Gottesdienst in einer kleinen Gemeinde, die ich für ein paar Tage als Praktikantin besuche. Nacheinander gehen verschiedene Personen nach vorne und berichten, was sie in den letzten Wochen mit Jesus und in der Stille erlebt haben. Als Letzte tritt eine Frau vor und erzählt davon, wie sie Tag für Tag die Stille gesucht hat, weil sie Jesus begegnen wollte. Dass sie so gehofft hatte, ihn zu finden. Aber er war einfach nicht da. Und am Ende, da wartet keine glückliche Wendung, kein „aber…“, keine tiefgehende Erkenntnis, am Ende steht sie nur vorne im Gottesdienstraum und weint.
Das ganze ist über zehn Jahre her und bis heute ist es eines der wenigen „Anti-Zeugnisse“ die ich gehört habe – öffentlich, in einem Gottesdienst. Vielleicht das einzige.
Mein Leben ist voll von solchen Erlebnissen. Fragen, die offen bleiben, Ereignisse, die ich nicht verstehe, Situationen, in denen ich denke: „Gott wo warst du da?“
Aber wenn unsere Erzählungen und Gottesdienste voll von den großen Heldengeschichten sind, dann könnte es leicht passieren, dass wir denken, dass Gott uns besonders nahe ist, wenn alles gut läuft. Wenn wir erfolgreich sind, unsere Gemeinden wachsen, Wunder über Wunder passiert. Wenn Gebete erhört werden und wir uns auch irgendwie gut fühlen. Vielleicht liegen wir falsch.
Vielleicht sind die großen Glaubenshelden nicht nur die mit den beeindruckenden Geschichten. Vielleicht sind es auch die Frauen und Männer, die vorne im Gottesdienst stehen und weinen, weil sie Jesus suchen. Die mit den gebrochenen Herzen und den unerhörten Gebeten. Die Gescheiterten, die keine großen Geschichten zu erzählen haben und die trotzdem nicht loslassen. Vielleicht sind es diese Menschen, denen Jesus besonders nahe ist.
Und vielleicht sind wir irgendwann mutig genug, auch diese Geschichten zu erzählen.
Nahe ist der Herr denen, die ein gebrochenes Herz haben. Psalm 34,19
Ach liebe Anne,
danke für deine Worte!
Das habe ich schon so oft gedacht. Und wann immer Menschen mutig genug waren, von diesen scheinbar verlassenen Momenten zu sprechen, habe ich mich so gesehen und verbunden gefühlt. Es ist wirklich wahre Stärke, in dieser Verzweiflung ehrlich Leben zu teilen. Und Menschen Verbundenheit anzubieten.