Es gibt wenige Rezepte oder Traditionen, die ich von meiner Familie übernommen habe. Aber eine davon ist das Färben von Ostereiern mit Zwiebelschalen. Schon meine Oma und Uroma und meine Großtante färbten ihre Ostereier auf diese Art. Während sie ihre Eier mit zarten Blätter- und Blütenornamente verzierten, reicht es bei mir gerade mal für die Anfängervariante: rote Eier mit leichten Schattierungen dank zufällig kleben gebliebener Zwiebelschalen.
Seit wie vielen Generationen meine Familie schon auf diese Art ihre Ostereier färbt, weiß ich nicht genau. Aber die Tradition an sich ist schon ziemlich alt.
Schon vor Entstehung des Christentums war das Ei als Symbol für Fruchtbarkeit bekannt. Und was gäbe es für ein besseres Symbol für Ostern? Das, was von außen tot und leblos wie ein Stein erscheint, bricht auf und es entschlüpft neues Leben! Und so wurde das Ei schnell zum Symbol der Auferstehung. Wer Lust hat, kann einmal durch ein Museum gehen und auf den Bildern Ostereier suchen.
Es gibt unterschiedliche Theorien dazu, warum die Eier gefärbt wurden.
Eine Erklärung ist, dass die rote Farbe, mit der die Eier gefärbt wurden, die symbolische Bedeutung unterstreichen sollen. Das Rot steht für das Blut Christi und erinnert zusätzlich an die Bedeutung des Eies als Zeichen für die Auferstehung Jesu.
Eine andere Theorie besagt, dass die Christen, die während der 40-tägigen Fastenzeit nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Eier verzichteten, diese mit Roter Bete oder Zwiebeln einfärbten. So mussten sie die Eier nicht wegwerfen und es bestand keine Gefahr, sie mit den frischen Eiern zu verzichten.
Dass das gar nicht so dumm ist, habe ich vor ein paar Tagen gemerkt. Eines meiner hart gekochten, gelb gefärbten Eier hatte sich zu den frischen Eiern in den Karton geschlichen und beim Muffinsbacken wollte sich dieses Ei einfach nicht auftrennen lassen.
Vielleicht ist es auch ein bisschen von beiden Theorien, aber ich finde es schön, dass mich die Tradition des Eier Färbens nicht nur mit meiner Oma und Uroma verbindet, sondern auch mit vielen Generationen von Christen vor uns.
Ich stelle mir eine Gruppe von Mönchen im 15. Jahrhundert vor, die nach langer strenger Fastenzeit am Ostermorgen nach der Andacht durch ihren Klostergarten in den Speisesaal kommen und dort Körbe voller gefärbter Eier vorfinden.
Oder eine junge Mutter nach dem ersten Weltkrieg, die für ihre Kinder nicht mehr als ein oder zwei Eier hatte, aber diese liebevoll einfärbte und versteckte.
Oder eine Missionarsfamilie, die sich ein bisschen Heimat mitgenommen hat und in der Hitze von Afrika rote Eier färbt.
Und was für ein Grund zu feiern und Eier zu färben! Was für ein Fest! Das, was tot aussieht, ist der Beginn von neuem Leben!
Und so wird es gemacht.
- Zwiebelschalen ins Wasser kippen und heiß aufkochen.
- Den Sud eine Zeit lang kochen lassen (mindestens 10 Minuten).
- Die Schalen absieben und einen Spritzer Essig zum Zwiebelsud kippen.
- Eier darin hart kochen.
Oder einfach alles zusammenkippen und kochen, klappt zur Not auch.
Dieses Jahr habe ich mich übrigens an ein paar weitere Farben gewagt. Mit Kurkumapulver werden die Eier leicht gelblich, mit Holunderbeersaft bekommt man eine tolle Färbung in dunkel-lila.