Ich habe mich übernommen.
Nicht nur ein bisschen, sondern so, dass es mir an manchen Abenden kalten Schweiß auf die Stirn treibt und ich mich frage wie ich das alles schaffen soll. Und wie ich so blöd sein könnte mir selbst so viel aufzuhalsen.
Die Zweite Frage ist relativ leicht zu beantworten. Zwischen Dingen, die eben erledigt werden müssen gab es so viele schöne Anfragen die ich nicht ablehnen konnte. Notwendiges und Schönes und Gelegenheiten, die ich nicht verpassen wollte. Und jetzt sitze ich wie paralysiert vor dem Berg von Arbeit und weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Und falls es dir manchmal so wie mir geht, teile ich ein paar meiner Überlebensstrategien mit mir.
1. Eins nach dem anderen
Wenn mein Sohn vor seinen Hausaufgaben erinnere ich ihn wie man am besten einen Elefanten isst: Ein Bissen nach dem anderen. Und wenn der Berg vor mir so riesig aussieht frage ich mich: was ist der nächste kleine Schritt, den ich heute gehen kann?
2. Pausen einlegen
Es ist kein Zufall, dass mich gerade heute die Überforderung mit voller Wucht trifft. Die letzten Tage bin ich wie eine Getriebene von einem Termin zum nächsten To-Do gerannt. Und auch wenn ich mir ausmale die Nächte durchzuarbeiten und alles wegzuschaffen, weiß ich, dass das hier kein Sprint, sondern ein Halbmarathon wird. Also heißt es Kräfte einteilen und Pausen einlegen, kleine Schritte gehen, sich nicht übernehmen und vor allem genug schlafen.
3. Hilfe annehmen
Wie schwer fällt es mir gerade um Hilfe zu bitten und Dinge abzugeben. Aber ich merke es geht nicht anders. Und dann sage ich mir, dass auch wieder eine Zeit kommen wird, wo ich einspringen kann.
4. Sich an vergangene Siege erinnern
Manchmal hilft es sich selbst in Erinnerung zu rufen, was man schon alles geschafft hat.
Ich bin hochschwanger, zwei Wochen vor der Geburt umgezogen.
Ich habe meine Bachlorarbeit geschrieben und nebenher meine Hochzeit geplant.
In der Pandemie meine Kinder begleitet und nebenher ein Buch geschrieben.
Ich habe schon schlimmere Zeiten geschafft.
5. Dinge zu Ende denken
Was wenn ich das hier nicht schaffe? Seit Tagen sitzt mir die Frage voller Angst in den Gliedern aber vielleicht ist ihr größter Schrecken, dass ich sie nicht zu Ende denke: Ja, was wenn ich es nicht schaffe. Im allerschlimmstenfalls (und dazwischen liegt ganz viel Platz für tausend andere Ausgänge), enttäusche ich ein paar Menschen und bestehe mein Studium nicht. Was furchtbar wäre, aber auch nicht das Ende. Und vielleicht nichtmal so schlimm wie die Angst davor in schlaflosen Nächten.
6. Grenzen eingestehen
Ich hab mich übernommen. Was blöd war und vermeidbar gewesen wäre. Und gleichzeitig kann ich nicht mal behaupten, dass ich es anders gemacht hätte, wenn ich nochmal die Chance dazu gehabt hätte. Und wahrscheinlich passiert mir das noch ein paar Mal.
Jetzt heißt es Zähne zusammenbeißen und durchalten. Und auch ganz viel sein lassen.
Und deshalb verabschiede ich mich für ein paar Wochen – so lange, bis ich wieder Boden unter den Füßen habe.
Bis dahin: genießt den Sommer! Weit weg oder vor der Haustüre.
Und wenn ihr was zu lesen braucht, stöbert euch doch mal durchs Archiv oder besucht meinen Lieblingsblog 😉
….ich wünsche dir alles erdenklich gute und bleib behütet
herzlichst
annette
Danke, liebe Anne, für deine Ehrlichkeit und die praktischen Hilfestellungen. Wie gut kenne ich diese Gefühle! Die Erkenntnis „Ich habe mich übernommen“ hatte ich auf jeden Fall öfter als mir lieb ist… Danke von Herzen fürs Teilen, sehr hilfreich. Sei gesegnet mit viel Kraft und Freude! Herzliche Grüsse Sonja