Ich hasse Herausforderungen. Ich tue gerne Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie gut kann und mit denen ich mich wohl fühle. Nicht die Dinge, die eine oder zwei Nummern zu große für mich sind. Blöd nur, dass ich einem Gott nachfolge, der Herausforderungen zu lieben scheint. Der uns oft nicht seinen kompletten Plan verrät, sondern mit den Augen zwinkert und meint: „Vertrau mir!“, bevor er uns einen kleinen Schups gibt.
Ein Gott, der die Kleinen und Schwachen erwählt und durch sie Riesen tötet und Königen entgegenritt. Der sich das Unscheinbare aussucht, um sein Reich zu bauen – das kleine Samenkorn, dem dabei die Knie schlottern.
Und deshalb sitze ich – mal wieder – da und frage mich: „WAS BITTE UM ALLES IN DER WELT HAT MICH DA GERITTEN? Was habe ich mir dabei gedacht, einer Sache zuzusagen, die eine Nummer zu groß für mich ist.“
Wie gut kenne ich dieses Gefühl! Denn im letzten Jahr war mein Vorsatz ein kleines bisschen mutig zu sein. Und wie viel hat mich dieses letzte Jahr an Kraft, Mut und Schokolade gekostet! „Ja!“ zu sagen, auch wenn mir die Knie zittern.
Und wie viel unglaublich Gutes und Schönes ist daraus entstanden. Ich habe meinen kleinen Blog öffentlich gemacht, ehrliche Gespräche geführt, Konflikte ausgetragen, habe meinen ersten Zeitschriftenartikel veröffentlicht, mutige Mails geschrieben… Und bin dennoch fast gestorben vor Angst.
Vielleicht brauchen wir Herausforderungen, weil die wirklich wichtigen Dinge im Leben uns Mut kosten. Denn nicht alle Herausforderungen gehen gut aus. Herausforderungen anzugehen, bedeutet sich verletzbar zu machen, sich zu zeigen, Ängsten ins Gesicht zu schauen und auch scheitern und versagen zu lernen. Denn unser Glaube ist keine Garantie dafür, dass alles gelingen wird. Manchmal versagen wir, manche Herausforderungen meisten wir eben nicht und manchmal packt uns die Angst, sodass wir schreiend vor dem Riesen davonlaufen.
Aber auch auf die Gefahr hin zu versagen, habe ich nicht allen Grund dazu, mich dieser Gefahr zu stellen? Denn zum einen weiß ich, da ist Jesus an meiner Seite. Die Hand, die mich hält, selbst mitten im Todestal und mitten im Sturm. Und zum anderen weiß ich, wer ich bin. (Zumindest theoretisch, in der Realität des Alltags vergesse ich das immer und immer wieder.) Ich bin geliebt – unabhängig von meinen Leistungen. In meinen größten Erfolgen genauso wie in meinen schmerzlichsten Niederlagen. Vielleicht brauche ich Herausforderungen, um mich an diese Wahrheit erinnern zu lassen.
Ja, Scheitern und Versagen werden an meinem Stolz kratzen. Ich werde mich einschließen und in mein Kopfkissen heulen. Es wird sich anfühlen, als ob eine Welt über mir zusammenbricht. Und die Angst, dass so etwas passieren könnte, dass Menschen schlecht über mich denken oder reden könnten, über mich lachen und urteilen, treibt das Gedankenkarussell an und nimmt mir die Luft zu atmen. Deshalb frage ich so oft, „WAS BITTE UM ALLES IN DER WELT HAT MICH GERITTEN?“ Deshalb wird mir übel vor Angst.
Aber niemals wird es etwas daran ändern, wer ich bin. Bedingungslos geliebt vom Anbeginn der Zeit, von meinem Gott, der mir die Herausforderungen nicht erspart, der mir die zitternden Knie nicht nimmt, aber der meine Hand drückt, mir zuzwinkert und meint: „Vertrau mir!“, bevor er mir einen kleinen Schups gibt.