Ich sammle kleine kugelrunde Segensmomente.
Denn sobald es Herbst wird, fallen auch vor dem großen Kastanienbaum vor unserem Haus die ersten Schätze. Und wenn ich sie voller Herbstsammelfreude in meine Taschen stecke, dann muss ich an meine Freundin Sarah denken. Die hat vor zwei Jahren nämlich mal eine Geschichte geteilt, in der es ums „Kastanienreich“ sein geht.
Hinter mir liegt ein schöner und arbeitsreicher Sommer. Der Abschied fällt mir schwer. Es gibt noch so vieles, was ich gerne erlebt und unternommen hätte. Andererseits merke ich auch, dass ich in dem Tempo der letzten Monate nicht weiterleben will. Ich mache mir viele Gedanken darum, wie ich in einen neuen Rhythmus hineinfinde und das ist garnicht so einfach. Manchmal habe ich Angst, dass ich garnichtmehr schaffe in die Ruhe zu kommen und mich das volle Leben und das immer ein bisschen zu viel nicht mehr loslässt.
Aber heute, da lese ich Kastanien auf und erinnere mich daran, dass der Herbst dazu da ist, dass wir unsere Vorräte füllen dürfen. Farben und Worte und Sonnenstrahlen sammeln und sie in unserem Herzen bunkern. Und seit ich Sarahs kleine Geschichte gelesen habe, da denke ich beim Sammeln von Kastanien auch oft daran, wie reich ich bin. Nicht die Art von reich, bei der man mit Geld um sich werfen und in Goldmünzen baden kann, aber beschenkt mit tausenden von kleinen Segensmomenten, die einem das Herz höher hüpfen lassen. Alles, was man tun muss, ist sich die Zeit nehmen, auf die Knie zu gehen und sie auflesen. Und die größten Kastanienschätze sind die, die noch in einer grünen stacheligen Hülle stecken und die man erst mal mit großer Sorgfalt aus der Hülle schälen muss. Unglaublich reich bin ich, weil ich mich an Kleinem wie Kastanien freuen kann. „Kastanienreich“ eben.
Und während mir die Hektik und die Angst vor dem Herbst und dass ich es nicht schaffe, runterzukommen (und dass ich in diesem Zustand kein sehr netter Mensch bin) diese Tage so sehr zu schaffen machen, da gehen wir runter zum Kastanienbaum. Als der kräftige Wind durch die Äste peitscht, fallen hunderte von Kastanien zu Boden, die mit lauten Freudenschreien aufgesammelt werden. Am Ende stehen wir vor einer riesigen Kiste voller Kastanien. Mehr als die letzten Jahre zusammen. So viele, dass ich darin baden könnte.
Und während ich die Kiste die Treppen zu unserer Wohnung hochhieve, ist es mir, als ob es in meinem Herzen flüstert: „Schau mal, das habe ich diesen Herbst für dich! Kistenweise kastanienreichen Segen.“
Hallo (ich weiß leider Deinen Namen nicht),
ich sammle auch schon immer sehr gerne Kastanien, wenn diese Zeit dafür da ist.
Ich möchte Dir für das tolle Foto mit den „Zwillings“-Kastanien danken. Das ist schön…:-)
Danke auch für Deinen Blog und Dein Teilen mit uns Leser/innen.