Es ist halb elf, ich hab Rückenschmerzen und ich entkerne die hundertste Kirsche. Vier Stunden Arbeit liegen hinter mir. Auf die Leiter klettern, Kirschen pflücken, Ernte verstauen, nach Hause karren, Kirschen waschen, entkernen, weiterverarbeiten, die Sauerei wegputzen.
Am Ende steh ich da. Mit dreckiger Küche, einem Esstisch, der aussieht wie die Szene in einem drittklassigen Splatter-Movie und einem Haufen eingemachter Kirschen.
Morgen werde ich mich freuen. Ich werde an Milchreis mit Kirschen an kalten Herbsttagen denken, an Kirschkuchen mit Cappuccino und kleine hübsche Mitbring-Geschenke für Freunde.
Aber heute bin ich müde. Müde von der Arbeit, denn Erntezeit ist Arbeitszeit.
Manchmal, da lass ich die halbe Ernte in den Bäumen hängen. Weil die Zweige zu hoch sind. Weil ich diese Tage keine Zeit finde. Weil es manchmal zu viel Arbeit ist und ich nicht hinterher komme. Jesus sagt einmal, dass es ihm genauso geht. Zu viel Arbeit, zu viel Ernte und zu Wenige die mithelfen.
Warum hab ich dann so oft das Gefühl, als ob da so viel Mühe und Arbeit und fleißige Helfer sind, aber so wenig Ernte? So viele Gemeinden mit vielen, müden Arbeitern, aber so wenig Frucht, so wenig Ernte?
#gutenachrichtausdemgarten (Matthäus 9,37).