Pass auf dein Herz auf

Anfang der Woche hatte ich ein Bewerbungsgespräch. Nichts Wildes, nur für ein Praktikum, das ich für mein Studium brauche. Nichtsdestotrotz war ich hinterher fix und fertig, weil solche Dinge für mich auch immer anstrengend sind. Und manchmal sage ich mir selbst: „Stell dich nicht so an!“ „Andere kriegen das auch hin.“ „Sei nicht so empfindlich!“ Und all die anderen hässlichen Dinge, die wir uns manchmal selbst sagen.

Und dann musste ich mich selbst daran erinnern, dass es wichtig ist, dass wir auf unser Herz aufpassen. Dass wir barmherzig sind – auch mit uns selbst. Besonders, wenn wir Herausforderungen angegangen sind und sie geschafft haben, und noch mehr, wenn wir an ihnen gescheitert sind. Oder wenn der Alltag gerade schwer ist, es draußen so kalt ist, der Umgang rauer wird und die Nachrichten so trübe sind. Dann, wenn wir mutig waren, uns verletzlich gemacht haben und etwas von uns geteilt haben, ist „Stell dich nicht so an!“ ein sehr schlechter Rat.

Ein kurzer Blick in die Bibel hat mir gezeigt, dass ich dort die Aufforderung „Reiß dich mal zusammen!“ oder „Stell dich nicht so an!“ nirgendwo finden kann. Ganz im Gegenteil: In den Psalmen finde ich Verse und kapitelweise Lieder von Menschen, die sich nicht zusammengerissen haben, sondern die ziemlich gut auf ihr Herz geachtet haben, indem sie all die Klage und Trauer, Angst und Bitterkeit in Worte gepackt haben. Und wenn die Klagen dann mit einem „Aber dennoch traue ich auf dich“ (Psalm 56) enden, dann rutschen wir da manchmal in ein paar Minuten durch und vergessen, dass es beim Schreiben dieser Texte vielleicht ein paar Tage gedauert hat, um dort anzukommen.

Im Moment versuche ich noch herauszubekommen, wie man das macht: auf sein Herz aufpassen.
Mittagsschlaf machen hilft. Und heiße Suppe essen auch. Sich mit lieben Menschen umgeben, Freundinnen treffen, gute Worte verteilen (und welche bekommen), ehrliche Gespräche führen und gemeinsam singen. Und nette Smalltalk Gespräche mit der Frau vom Postschalter. Etwas mit den Händen machen, am besten irgendwas in bunten Farben. Völlig sinnlose kleine Bastelprojekte. Dinge, die Freude machen, einfach so. Kleine Seelenwärmer, die unser Herz warm und weich halten, damit Hass und Hetze dort keinen Platz finden, sondern Barmherzigkeit und Kritikfähigkeit, Mitgefühl, Mut und Hoffnung wachsen können.

Und weil diese Dinge manchmal ganz schön anstrengend sind, braucht es kein „Reiß dich zusammen!“, sondern ein „Pass auf dein Herz auf!“. Kein „Stell dich nicht so an!“, sondern ein „Fürchte dich nicht.“

Und deshalb: wenn dir die Welt gerade Angst macht, dann reiß dich nicht zusammen, sondern pass gut auf dich& dein Herz auf!

3 Gedanken zu: Pass auf dein Herz auf

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