Wie sehr begeistern mich Geschichten von Menschen, die mitten in der Krise für andere da sind und helfen. Einkaufen für die älteren Nachbarn, Telefonanrufe für Oma organisieren, einfach mal „Danke“ sagen, virtuell Gemeinde bauen und tolle Kindergottesdienste bei Youtube reinstellen, Texte schreiben, beten, Hilfsnetzwerke organisieren oder im Supermarkt und Krankenhaus die Stellung halten.
Wie ein kleines Licht strahlen sie in der Dunkelheit.
Und ich stehe daneben. Nicht erst seit den letzten Tagen. In mir brennt der Wunsch, auch zu leuchten, es auch heller zu machen, auch Hoffnung zu schenken, auch Licht zu sein. Und je mehr ich mich anstrenge, desto mehr hab ich das Gefühl, nichts zu bewirken. Ich fühle mich wie ein kleines Teelicht, mit schwarzem abgebrannten Docht, das sich so sehr anstrengt, endlich zu leuchten und nicht mal einen kleinen Funken produzieren kann. Denn Jesus sagt ja, dass wir das Licht der Welt sein sollen.
Oder nicht? Nein eigentlich nicht.
Bei genauerem hinschauen fällt mir auf, dass er sagt, dass ich bereits Licht bin. Er sagt nicht, dass ich auch etwas „machen“ muss. Er sagt auch nicht, dass ich leuchten soll. Er sagt, ich bin ein Licht, das in die Dunkelheit hinein leuchtet. Das Orientierung gibt und den Weg zeigt, wenn alles dunkel scheint. Das bei Kälte ein bisschen Wärme spendet. Das Hoffnung gibt, wenn alles düster scheint. Und das den Raum ein kleines bisschen heller macht. Er sagt nicht, dass ich das tun soll, sondern dass ich das bin.
Und dabei trägt er mir nur eines auf. Mein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Mein Licht nicht zu verstecken. Ein Scheffel ist ein Behälter, mit dem früher Getreide abgemessen hat. Also mehr oder weniger ein großer Eimer.
Wenn man ein Licht unter den Scheffel stellt, dann leuchtet es noch, dann ist es noch Licht, aber nur für sich selbst und für sonst keinen anderen sichtbar. Und nach und nach wird dem Licht Sauerstoff entzogen, bis es immer kleiner wird und irgendwann erlischt.
Ich bin Licht. Ich leuchte. Ich mache einen Unterschied. Meine Aufgabe ist nicht zu leuchten oder zu brennen. Nur mich nicht zu verstecken.
Manchmal verstecke ich mich hinter Bequemlichkeit oder viel zu viel Geschäftigkeit, hinter Anpassung oder Menschenfurcht. Hinter Angst vor Konflikten oder dahinter, gefallen zu wollen.
Unsere Scheffel heißen: keine Zeit! Das können andere viel besser! Ich bin nicht bereit, so viel zu riskieren. Was sollen die anderen denken? Ich kann das nicht.
Aber in einer Welt, in der es manchmal so düster ist, sehnen wir uns doch nach Lichtern, die bereit sind, auf den Leuchter rauf zu klettern und sich zu zeigen. Auch wenn es da oben manchmal ganz schön zugig ist.
Sein Herz teilen, mutig sein. Sich zeigen.
Hallo, du kleines Licht da draußen. Wie sehr brauchen wir dich. Versteck dich nicht!
Matthäus 5,14